Portrait
951 Mitarbeiter, 14 Filialen, 26,1 Millionen Euro Umsatz, eine altehrwürdige Führungsmannschaft und eine 27-jährige Chefin an der Spitze der Gebrüder Weiss. Nach dem überraschenden Tod ihres Vaters im Jahr 1968 stand die 27-Jährige Heidegunde „Heidi“ Weiss von einem Tag auf den anderen in der Verantwortung.
Weder die Wirtschaft, geschweige denn die Logistik, war zu dieser Zeit auf eine Frau an der Spitze eines großen Unternehmens vorbereitet. Um ein Konto zu eröffnen, brauchte sie die Zustimmung ihres Mannes. Ihr Vater hatte sich nicht vorstellen können, was er mit einem Mädchen in der Spedition anfangen sollte und auch „die Führungsmannschaft hat mich nicht für voll genommen“, erinnert sich Senger-Weiss. All das spielte aber keine Rolle, denn die Belegschaft war froh und erleichtert, dass die Nachfolge des Unternehmens, dessen Wurzeln mehr als 500 Jahre zurückreichen, gesichert sein würde. Dass es der Beginn einer Erfolgsgeschichte sein würde, darauf hätte 1968 niemand gesetzt.
Heidi Senger-Weiss steht nicht nur für einen Meilenstein. Erwähnt werden muss zunächst, dass sie als erste Frau in die logistische Ruhmeshalle einzieht. Nicht weil sie eine Frau ist, sondern weil sie etwas geschafft hat, was ihr den Respekt einer ganzen Branche eingetragen hat. Ihre Leistung ist nicht allein, dass sie ein Unternehmen erfolgreich geführt hat – was, wie sie immer wieder betont, ohne ihren Mann niemals möglich gewesen wäre. Sie hat weit über die Grenzen des eigenen Unternehmens und Landes hinaus zahlreiche Impulse in der Unternehmensführung, Internationalisierung und Mitarbeitermotivation gesetzt, die die Wettbewerbsfähigkeit der Transportlogistik positiv beeinflusst und zur Professionalisierung der Branche maßgeblich beigetragen haben. Sie gilt als Vorbild für die Führung mittelständischer Familienunternehmen und Pionierin der Logistik. Ihre größte Leistung, betont Paul Senger-Weiss, langjähriger Geschäftsführer bei Gebrüder Weiss und seit 46 Jahren mit Heidi verheiratet, sei es, dass sie sich für den Fortbestand von Familienunternehmen und ihrer Werte verdient gemacht habe und für das eigene Unternehmen mit Unterstützung des Managements ein europäisches Netz aufbaute. Sie habe als Botschafterin der Logistik die Interessen der Branche vertreten und die Stellung und Bedeutung der Logistikbranche für die Wirtschaft herausgestellt. Zeitzeugen sprechen von ihr respektvoll als Grande Dame der Österreichischen Transportlogistik.