Interview
Wir erlauben uns ein „Interview“ mit Gottlieb Daimler
Herr Daimler, herzlichen Glückwunsch zu Ihrer Aufnahme in die Logistics Hall of Fame.
Das sagt mir leider sehr wenig, junger Mann. Ich wäre gern in die Ruhmeshalle für Erfinder oder Industrielle eingezogen.
Dort ist Ihnen Ihr Platz ohnehin sicher. Aus Ihrem Unternehmen ist längst ein Weltkonzern geworden, und ihre Erfindungen rund um das Fahrzeug haben die Moderne geprägt.
Das freut mich zu hören. Aber was verschafft mir die Ehre, in die Logistik Hall of Fame einzuziehen?
Sie gelten als Erfinder des Lastwagens, der sich zum weltweit führenden Transportmittel für den Güterverkehr an Land entwickelt hat.
Daran erinnere ich mich gut. Das war ein kleines, aber feines Geschäft. Die Engländer waren ganz scharf auf das Fahrzeug und haben ein hübsches Sümmchen bezahlt.
…4600 Goldmark, nach heutiger Kaufkraft etwa 45.000 Euro …
Diskretion, junger Mann! Zu meiner Zeit durften Journalisten noch nicht in den Geschäftsbüchern herumstöbern. Ich habe schon geahnt, dass es ein Erfolg wird. Die Lastwagen waren schneller und um einiges ausdauernder als Pferdekutschen. Ich hätte gern noch daran weitergearbeitet. Etwas kräftigere Motoren wären an den Steigungen schon eine Hilfe gewesen, und die Käufer fragten nach höheren Nutzlasten.
Beides haben Ihre Nachfolger bestens hinbekommen. Die LKW-Motoren im Fernverkehr leisten 400 bis 500 PS – teilweise auch mehr – und die Zuladung beträgt ungefähr 25 bis 28 Tonnen. Das von Ihnen gegründete Unternehmen experimentiert sogar mit fahrerlosen Trucks.
Das wurde aber auch Zeit. Ich habe damals schon gesagt, dass der Markt begrenzt ist, weil es nicht genügend geeignete Chauffeure gibt.
Stimmt, Fahrermangel ist ein Thema. Immerhin sind allein in Deutschland 2,6 Millionen LKW zugelassen. Und im Europäischen Fernverkehr ist der LKW völlig unverzichtbar.
Alle Wetter. Das hätte ich nicht gedacht.
Weil Sie den LKW nicht die für den Fernverkehr erforderliche Reichweite zugetraut haben?
Hören Sie mal! Ich bin Ingenieur. Natürlich waren seit meiner Zeit dafür einige Probleme zu lösen, aber meine Nachfolger hatten ja auch mehr als 100 Jahre Zeit. Nein, was mich erstaunt ist, dass es zwischen den Ländern Europas und der Welt so einen intensiven Warenaustausch gibt.
Dass Waren heutzutage schnell, kostengünstig und flexibel von einem Ende Europas an das andere gebracht werden können, hat letztlich auch Ihre Erfindung möglich gemacht. Nicht zuletzt deshalb hat Sie die Expertenjury in die Logistics Hall of Fame gewählt.
Darauf kann ich in der Tat stolz sein. An internationalen Wirtschaftsbeziehungen lag mir schon zu Lebzeiten sehr viel. Richten Sie den Experten verbindlichsten Dank für die Wahl aus.