Portrait
Über seine Aufnahme in die Logistics Hall of Fame hätte sich Gottlieb Wilhelm Daimler (* 1834; † 1900) möglicherweise ein wenig gewundert. Er selbst sah sich als Ingenieur, Konstrukteur und Industrieller. Doch der von ihm auf den Markt gebrachte LKW machte ihn zu einem Pionier des modernen Güterverkehrs, der die Basis für alle logistischen Netze gelegt hat.
Der weltweit erste LKW war sozusagen ein Spätwerk. Gottlieb Wilhelm Daimler war 62 Jahre alt und auf dem Zenit seiner Karriere, als ihm der große Coup gelang. Am 1. Oktober 1896 lieferte die Daimler-Motoren-Gesellschaft den ersten LKW der Welt aus. Das Premierenmodell wurde durch einen 4 PS starken Zweizylindermotor angetrieben und war immerhin für eine Nutzlast von 1500 kg ausgelegt. Daimler begründete damit gleichzeitig die große deutsche Tradition im Export von Lastwagen. Für 4600 Goldmark wurde das Fahrzeug an die British Motor Syndicate nach London verkauft. Die Kunden von der Insel waren zufrieden. Sie bekamen Qualität nach Daimlers Motto: „Das Beste – oder nichts“.
Von der Anmutung erinnerte der erste motorisierte Lastesel für die Straße eher an eine Pferdekutsche. Der Motor saß unter der Hinterachse, das Fahrzeug schaffte laut Produktbeschreibung gerade einmal 16 km/h, andere Quellen sprechen gar von nur 10 km/h. Steigungen bis zu zehn Prozent schaffte das Gefährt – allerdings nur, wenn es nicht voll ausgelastet war. Und doch: Die Flexibilität und die Leistungsfähigkeit des neuen Fahrzeugtyps sorgten dafür, dass seine Nachfahren sich als Landverkehrsträger Nummer eins etablierten. Heute sind allein in Deutschland mehr als 2,6 Millionen LKW aller Gewichtsklassen zugelassen. Sie sind das Rückgrat des Transports und damit der modernen, arbeitsteiligen Wirtschaft. Mehr als 70 Prozent der Verkehrsleistung im deutschen Güterverkehr werden von LKW erbracht.
„Die weltweite Nachfrage nach Kraftfahrzeugen wird eine Million nicht überschreiten – allein schon aus Mangel an verfügbaren Chauffeuren“.
Gottlieb Daimler hatte so einen Boom in keiner Weise erwartet. Er soll gesagt haben: „Die weltweite Nachfrage nach Kraftfahrzeugen wird eine Million nicht überschreiten – allein schon aus Mangel an verfügbaren Chauffeuren“. überschreiten – allein schon aus Mangel an verfügbaren Chauffeuren“. Und diese Prognose bezog die PKW mit ein. Anderen Quellen zufolge soll er den Bedarf sogar weltweit bei nur 5.000 Fahrzeugen gesehen haben.
Im Alter von 65 Jahren stirbt der geniale Ingenieur, erfolgreiche Unternehmer und Pionier des Straßengüterverkehrs. Den Siegeszug der LKW hat er nur noch in den Anfängen miterlebt.
Daimlers erster Laster
Daimlers erster LKW hatte 4 PS, eine Nutzlast von 1500 kg und wurde umgerechnet für die stattliche Summe von 45.000 Euro nach England verkauft. Er sollte nicht lange ein Unikat bleiben. In der Aufbruchstimmung kurz vor Anbruch des neuen Jahrhunderts setzte auch die Wirtschaft auf die Motorisierung des Transportwesens. Im Jahr 1897 bietet die DMG unter der Bezeichnung „Daimler – Geschäfts-wagen“ eine Lieferwagen-Modellreihe für Nutzlasten von 500 bis 2 000 kg an. Sie umfasst fünf Typen mit 3 PS, 4 PS, 6 PS, 8 PS und 10 PS.
Auf der Automobil-Ausstellung in Paris 1898 stellen Gottlieb Daimler und Wilhelm Maybach ein neues Modell für 5 Tonnen Nutzlast vor. Der längsstehende Viertaktmotor ist vorn unter einer Motorhaube eingebaut, angetrieben wird er über ein Zahnradwechselgetriebe, Kardanwelle und Ritzel auf die Hinterräder. Optisch ist dieser LKW ein identifizierbarer Urahn der modernen LKW-Generationen, während die vorher verkauften Typen eher an die Nachfahren der Pferdekutsche erinnerten. Quelle: Daimler AG
Fotos: Daimler AG