Studie: Wohin die humanitäre Logistik künftig steuert
Künstliche Intelligenz als wichtiger Treiber für das Lieferkettenmanagement im humanitären Bereich identifiziert. Fritz Institute und Wageningen University & Research präsentierten Ergebnisse auf der ConnectChains – The Humanitarian Supply Chain Conference in Berlin.
Künstliche Intelligenz (KI) hat das Potenzial, die humanitäre Logistik erheblich zu verbessern. Zu diesem zentralen Ergebnis kommt die neue Studie „The Future of Humanitarian Logistics“, die vom Fritz Institute (Kalifornien) und der Wageningen University & Research (Niederlande) in Zusammenarbeit mit der Logistics Hall of Fame durchgeführt wurde. Die Resultate wurden am 4. Dezember während ConnectChains – The Humanitarian Supply Chain Conference vorgestellt, die in der Bertelsmann Repräsentanz in Berlin stattfand.
Die Studie, für die 75 Lieferkettenexperten aus humanitären Organisationen und kommerziellen Unternehmen befragt wurden, kommt zu dem Schluss, dass eine branchen- und organisationsübergreifende Zusammenarbeit bei KI-gesteuerten Supply-Chain-Lösungen den größten Nutzen für humanitäre Einsätze bringen würde.
„Die befragten Experten waren sich einig, dass die Bündelung von Fachwissen aus verschiedenen Industrien und Organisationen Innovationen in der Praxis beschleunigen, Doppelarbeit reduzieren und globale Hilfslogistikprojekte stärken kann“, so der Autor der Studie, Prof. Dr. Sander de Leeuw von der Wageningen University & Research. Die Befragten identifizierten vier Schwerpunktbereiche, in denen eine KI-gestützte Zusammenarbeit die größte Wirkung entfalten könnte:
• Bedarfsprognosen in Krisensituationen: Konkret geht es um Vorhersagen eines sich schnell verändernden Bedarfs an Lebensmitteln, Unterkünften, medizinischen Hilfsgütern und Logistikkapazitäten.
• Optimierung der Routenplanung und Verteilung: Hier geht es um die Effizienzsteigerung in Transportnetzwerken, bei der Lieferung auf der letzten Meile und bei der Ressourcenzuweisung.
• Echtzeit-Transparenz und Datenaustausch: Das zielt auf die Entwicklung interoperabler Systeme zur Verbesserung der Koordination zwischen humanitären Akteuren und Behörden ab.
• KI-gestützte Vorsorge und Szenarioplanung: Hier dreht sich alles um den Einsatz datengestützter Modelle für Risikobewertung, Krisensimulation und Notfallvorsorge.
Auf der Basis dieser Ergebnisse planen die Studienpartner die Bildung einer internationalen, sektorübergreifenden Projektgruppe. „Das internationale Team wird praktische Lösungen und strategische Partnerschaften entwickeln“, sagte Mitsuko Mizushima vom Fritz Institute.
Konferenzleiter Thilo Jörgl unterstrich die Aktualität dieser Initiative: „Das ganz humanitäre Hilfssystem befindet sich in einem tiefgreifenden Wandel. Die jüngsten Kürzungen der US-Regierung – insbesondere diejenigen, die USAID-Programme betreffen – haben zu erheblicher Unsicherheit geführt. Viele bezeichnen diesen Wandel als einen humanitären Neustart, der das Ausmaß der UN-Reformen der vergangenen zwei Jahrzehnte in den Schatten stellen könnte.“
Die dritte Ausgabe von ConnectChains – The Humanitarian Supply Chain Conference zog fast 100 internationale Logistik- und Lieferkettenexperten an, darunter Vertreter humanitärer Organisationen wie dem Internationalen Komitee des Roten Kreuzes, Johanniter, Malteser, Oxfam GB, UNHCR und Welthungerhilfe sowie hochrangige Vertreter von Chapman Freeborn, DHL, duisport, Loxxess und Siemens.
Weitere Infos zur Konferenz unter https://www.logisticshalloffame.net/en/events/connectchains-conference-2025














































